Gedächtnisprotokoll zur Hausbesetzung in Lützerath 2020

In diesem Bericht geht es um Polizeigewalt!

Am 14.12.2021 08.03.22 wird “UP-L Acht” wegen einer Hausbesetzung in Lütherath im rheinischen Braunkohlerevier vor Gericht bestellt. Die Räumung der Klimagerechtigkeits-Aktivist*innen durch die Polizei wurde mit unverhältnismäßiger Gewalt durchgeführt. Dies bestätigen mehrere Aussagen der Besetzer*innen, so wie auch ein uns zugespieltes Gedächtnisprotokoll:

“Im Rahmen der Räumung einer Hausbesetzung in Lützerath, drang die Polizei am Nachmittag, durch das Dach des Hauses, in den Dachboden, auf dem sich ca. 16 Menschen  befanden ein. Ein Eindringen über die Treppe ins Haus war nicht möglich. Über dem Teil mit der Falltür war noch eine kleine Etage aus Holzbohlen, auf der sich viele Personen aufhielten und wo sich keine Leiter befand. Als erstes brachen die Cops eine kleine Tür, die vom Dachboden aufs Dach führte, von außen auf. Als dies geschah verzogen sich die Personen in die hinterste, die am weitesten von jener Tür entfernten Ecke des Dachbodens und drängten sich sitzend eng aneinander. Das nächste von Seiten der Polizei war die Androhung des Einsatzes von Pfefferspray. Die Personen riefen, dass in dem Raum brennende Kerzen sind und hatten Angst das Gas könnte sich entzünden. Ich erinnere mich nicht mehr genau ob es eingesetzt wurde. Kurz darauf betrat der erste Beamte den Raum durch den eben geöffneten Zugang, gefolgt von mindestens zwei weiteren. Zunächst sicherten sie sich nicht mit ihrem Kletterequipment, bis einer der Klettercops mit einem Fuß durch den maroden Boden brach. Sie waren erst der Meinung die Besetzer*innen hätten die Bohle angesägt, erkannten aber schnell dass der Dachboden einfach marode war und sicherten sich mit Hilfe ihres Kletterequipments an den Dachbalken.

Was genau der Grund war weiß ich nicht mehr, jedenfalls richtete plötzlich der Beamte, der zuerst den Dachboden betreten hatte eine Pistole auf die Personen und drohte sie einzusetzen. Alle erschraken und einige hatten unfassbare Angst. Alleine auf dem Dachboden, ohne Zeug*innen oder anwesender Presse, mit einem bewaffneten Menschen zu sein, der jederzeit hätte irgendwen verletzen oder wahrscheinlicher töten können war äußerst beängstigend. Einige klammerten sich nun aneinander und eine Person versuchte derweil das was die Beamten sagten für den Mensch daneben auf Englisch zu übersetzen. Plötzlich stand ein Mensch auf und brüllte den Beamten mit der Waffe an. Dieser richtete die Waffe sofort auf diesen Menschen. Nach kurzer Zeit, die sich angefühlt hat, wie Stunden, mit viel angsterfülltem schreien `Mensch solle sich hin setzen` und lautem Pöbeln und Drohen zwischen den Cops und dem Menschen, rissen die Beamten den Mensch schließlich zu Boden. Sie schlugen und traten auf den Mensch ein, fesselten ihn und wendeten immer wieder Schmerzgriffe an. Das ging gefühlt etwa eine halbe Stunde und die Misshandlungen gingen auch noch weiter als der Mensch bereits gefesselt war und keine Chance mehr hatte mit seinen Bewegungen zu entkommen geschweige denn eine Gefahr darstellte.

Irgendwann brachen dann Cops mit einer Hebebühne durch das Dach von der Straßenseite aus (, also gegenüberliegend von der bereits offenen Tür). Etwa zeitgleich hatten sich die Cops von unten auch einen Weg durch das Treppenhaus frei gemacht und einer der Beamten auf dem Dach hatte die Falltür freigeräumt, sodass nun langsam Menschen rausgebracht werden konnten. Wer freiwillig ging „durfte“ die Treppe in Begleitung der uniformierten Gewalttäter*innen hinuntergehen, wer nicht freiwillig gehen wollte wurde unsanft mit einer Art dreieckigen Gurt an einem Kran durch das Loch im Dach nach oben gezogen. Und dann mit der Hebebühne nach unten auf die Straße gebracht. Teilweise wurden Menschen dabei über die Kante gezogen und durch das Loch gequetscht. Drei Menschen entschieden sich nach allem was sie gesehen hatten -der ganzen Gewalt und die Freude, mit der die Cops unseren Freund*innen wehtaten- gemeinsam die Treppe hinunter zugehen. Gemeinsam wollten sie gehen, aus der Angst heraus, sie könnten, wenn sie alleine gingen im Treppenhaus von den Cops (ohne Zeug*innen) misshandelt werden. Draußen wurden dann alle im Hof gesammelt, nacheinander durchsucht, fotografiert und in die Gesa Aachen gebracht.”